Kroniothermen


Triton mit Quadriga
Triton mit Quadriga (2. Hälfte 2. Jh. n. Chr.)

Triton in den Kronionthermen

Nereide auf Seestier reitend
Nereide auf Seestier reitend

Delphinmosaik in situ
Delphinmosaik in situ

Delphin in den Kronionthermen

Delphin in den Kronionthermen

Am Fuße des Kronionhügels, in der Nähe des heutigen Eingangs zum archäologischen Gelände, befinden sich die sog. Kronionthermen - eine komplexe Anlage, die u.a. mit einer Pisina und Baderäumen ausgestattet ist (zur Funktion s.u. Berichte des Ausgrabungsleiters Prof. Ulrich Sinn).

Die Peristylhallen des Schwimmbades schmückt ein geometrisches Muster aus Acht- und Vierecken. Der Rapport wird in der Mitte jeder Portikus durch ein rechteckiges Feld mit figürlicher Darstellung unterbrochen. Das "Emblema" der Westhalle zeigt einen Triton mit vier ihn flankierenden Hippokampen. Das 0.91 x 2.74m große Bild war nach Westen ausgerichtet, wo sich ursprünglich der repräsentative Eingang des Gebäudes befand. Das die Seewesen umgebende Wasser ist auf dem weißen Hintergrund durch wenige graue Linien angedeutet. Bei den Figuren dominieren Braun- und Grautöne. Im Gesicht des Tritons sind die Tessellae ganz ungleichmäßig geschnitten und auf impressionistische Weise aneinandergefügt.

Ungenauigkeiten bei der Wiedergabe der Figuren und des geometrischen Rahmens lassen darauf schließen, daß der Mosaizist seine Vorlage nicht richtig verstand bzw. zu schnell und ungenau arbeitete. Die Beine des weitgehend menschlich gebildeten Tritons gehen ab den Knien in zwei spiralenförmig eingedrehte Flossen über. Von der rechten Schwanzflosse ist nur der Ansatz angegeben. An der linken Körperseite ist ihr Verlauf hingegen nicht klar zu erkennen. Das Mäntelchen ist nicht, wie sonst üblich, um den Oberarm gewunden, sondern unter die Achsel geklemmt. Die Farbe der Zügel wechselt willkürlich von Dunkelbraun und Schwarz zu Hellbraun. In seiner rechten Hand hält der Triton fälschlicherweise nur von einem Hippokampen die Zügel. Auch im Rahmen lassen sich Unstimmigkeiten feststellen: in einem rechteckigen Feld wurde ein Kreuz vergessen, die gestreiften Bänder zwischen den Rechtecken sind unterschiedlich wiedergegeben und die rote Linie des Mäanders ist einmal unterbrochen.

Im Süden der Thermenanlage fand man ein weiteres Mosaikbild mit einer Nereide, die in Rückenansicht auf einem Seestier nach links reitet. Das 1.02 x 2.76m große Feld war nach Süden orientiert, wo sich allerdings keine Türöffnung befand. Bei der Auffindung war der Kopf des Tieres noch erhalten, wie eine Schwarzweißaufnahme aus dem letzten Jahrhundert zeigt. Im Nereidenmosaik dominieren Grün-, Grau- und Brauntöne. Der Mantel ist durch gelbe Tessellae besonders hervorgehoben. Der rahmende Hakenkreuzmäander ist etwas schmaler und kleinteiliger als beim Tritonmosaik und umschließt Quadrate statt liegender Rechtecke. Unterschiede bestehen auch bezüglich der Wiedergabe der Figuren. Ganz anders sind beispielsweise die Schwanzflossen des Seestieres und der Hippokampen gebildet. Bei dem Seestier ist die Flosse sie mit zahlreichen Zacken versehen, bei den Hippokampen hingegen einfach zweigeteilt. Die Plastizität ist auf unterschiedliche Weise zum Ausdruck gebracht, so ist der helle, mittlere Abschnitt bei dem Seestier abwechselnd hellblau, grün und weiß gestreift, bei den Hippokampen nur in Grautönen angegeben. Auffallend ist weiterhin, daß die Nereide mit ihrem Kopf fast an die innere Begrenzung des Rahmens stößt, während der Triton kaum mehr als die Hälfte der ihm zur Verfügung stehenden Bildhöhe in Anspruch nimmt. All diese Unterschiede könnten ein Hinweis darauf sein, daß hier zwei verschiedene Mosaizisten tätig waren.

Das später entstandene Schwarzweißmosaik mit den Delphinen ist viel einfacher und gröber gearbeitet als die beiden anderen Mosaikbilder. Der Rahmen besteht lediglich aus zwei blauen Streifen mit einem breiten, weißen Band in der Mitte. Nur wenige Details in Rot und Weiß beleben die dunkelblauen Delphinkörper. Die Wellen sind, anders als beim Tritonmosaik, durch abgetreppte, blaue Streifen angedeutet.

Zu den sog. Kronionthermen
BCH 113, 1989, 615ff. Abb. 66; BCH 114, 1990, 746 Abb. 56. 57; BCH 112, 1988, 632 Abb.38; ARepLond 1989-90, 30f. Abb. 22; U. Sinn, Meletemata 13. Achaia und Elis in der Antike. Akten des 1. Internationalen Symposiums Athen, 19.-21. Mai 1989 (1991) 365ff.; Ders., Nikephoros 2, 1989, 273; Ders., Nikephoros 5, 1992, 75ff.; P. Graef in: Die Baudenkmäler von Olympia. Olympia II (1892) 181 Abb. 1 Taf. 106. 107; N. Yalouris, ADelt 22,1, 1967, Chron Taf. 148,1; Mallwitz a.O. (Startseite) 109; Ders., AW 19/2, 1988, 41; Hellenkemper Salies a.O. 267 Anm. 153; S. Gozlan, La Maison du Triomphe de Neptune à Acholla, Botria-Tunisie (1992) 194f.; Verf., Die kaiserzeitlichen Mosaiken in Olympia. Eine Bestandsaufnahme, in: VI Coloquio internacional sobre Mosaico antiguo. Palencia-Mérida, Octubre 1990 (1994) 135-147.

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